Sex ohne Höhepunkt?

Foto: Thomas Pedroli
Foto: Thomas Pedroli

Ich habe einmal an einem Workshop für Paare teilgenommen.

Am ersten Tag kündigten die Kursleiter an,

dass während dieser Woche nicht ejakuliert werden sollte.

Alle Männer erblassten, Fragezeichen poppten über ihren Köpfen auf.

Hingegen wirkten alle Frauen irgendwie entspannter als zuvor.

Was hat das zu bedeuten?

 

Was ich in manchen Frauengesprächen höre, ist,

dass sie sich fragen, ob der Partner sie noch braucht,

wenn es auf seinen Höhepunkt zugeht.

Im Endspurt kann er sich so arg darauf fokussieren,

dass die Verbindung zu seiner Partnerin dabei verloren geht.

 

Dazu kommt der geschlechtliche Unterschied in der Zeit.

In einem Zitat in Naomi Wolfs 'Vagina' heißt es,

dass Frauen im Schnitt drei bis zehn Mal länger brauchen als Männer.

Demnach kann es vorkommen, dass der Mann kommt,

wenn die Frau gerade dabei ist, sich zu entspannen und zu öffnen.

 

In der oben erwähnten Paarwoche

nahmen wir uns genügend Zeit vor der eigentlichen sexuellen Begegnung,

und die Männer übten, mit Atmung ihren Höhepunkt zurückzuhalten.

Für die meisten Männer war Sex und Orgasmus erstmal gleichgesetzt,

so dass das Eine ohne das Andere nicht gut vorstellbar war.

Doch mit der Übung erlebten sie,

dass dieser Verzicht nicht unbedingt einen Verlust bedeutete,

sondern sogar eine Bereicherung für sie sein konnte.

 

Erstens konnten sie Arme, Rumpf und alles andere am Körper während des Sex spüren 

und nicht nur die Spitze des Lingams, des Penis.

Ihr Bewusstsein fühlte sich weiter an

ohne diese Reduzierung, an der sie gewohnt waren.

Zweitens hielt die Erregung an, da sie nicht weg gespritzt wurde,

so schwebten wir die ganze Woche in einem aufgewärmten, offenen Zustand füreinander,

was sehr schön war.

 

Daher möchte ich dir gerne ans Herz legen,

mit deinem Partner einmal auszuprobieren,

reichlich Zeit für die Aufwärmung zu nehmen,

und zu schauen, wie es ist, wenn der Mann für eine Weile auf den Höhepunkt verzichtet.

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Kommentare: 2
  • #1

    Hermine (Sonntag, 02 April 2017 07:16)

    Ein wunderbarer Vorschlag. Selbst manche Tantriker vergessen im Laufe der Zeit den wunderschönen Zustand der Begegnung ohne Ejakulation.

  • #2

    Mari (Sonntag, 02 April 2017 12:04)

    Ja, die Macht der Gewohnheit und des Triebs kann immer wieder größer sein als die Spielfreude und der Forschungsgeist auf das Wunderschöne. Wahrscheinlich auch Angst vor dem Unbekannten: Was geschieht, wenn ich mich auf diese neuen Gefilde einlasse?